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Inkassorecht-Ratgeber: Das Inkassounternehmen Creditreform

(Lesezeit: ca. 7 Minuten)

Die Unternehmensgruppe Creditreform stellt diverse Dienstleistungen auf Grundlage umfassender Wirtschaftsinformationen Unternehmen zur Verfügung. Zu den wesentlichen Tätigkeitsfeldern gehören das Risiko- und Forderungsmanagement, die Systemberatung und Inkasso. Wegen des großen Einflusses von Creditreform in der Branche, sollte man einen genaueren Blick auf dessen Vorgehensweise werfen.

Inhalt

  1. Das Unternehmen
  2. Die Datenbank
    1. Creditreform als Auskunftei
    2. Wirtschaftsinformationen
  3. Inkasso
  4. Seriosität und Vorgehensweise
    1. Vorgehensweise als Inkassodienstleister
    2. Creditreform als Auskunftei
  5. Datenschutz
  6. Fazit: Das Inkassounternehmen Creditreform 

Das Wichtigste in Kürze

  • Creditreform ist dank einer umfassenden, stetig wachsenden Datenbank der größte Dienstleister im Bereich Wirtschaftsinformationen in Deutschland.
  • Mithilfe der gesammelten Daten können ein Bonitätsindex und Prognosen errechnet werden, die der Risikoeinschätzung und dem Forderungsmanagement dienen.
  • Das Know-How wird vor allem genutzt, um als Inkassounternehmen Forderungen einzutreiben.
  • Die Creditreform-Gruppe gilt insgesamt als serös vorgehendes, erfahrenes Inkasso-Unternehmen.

Das Unternehmen

Bereits seit 140 Jahren ist Creditreform in dem Bereich „Wirtschaftsinformationen“ tätig. Die Unternehmensgruppe setzt sich ausdrücklich die Liquiditätssicherung und das Forderungsmanagement zum Ziel. Kern der Dienstleistungen bilden die gesammelten Wirtschaftsinformationen, die Grundlage für ein Verständnis der Wirtschaftsstruktur bilden, und die Bonitätsinformationen zur Beurteilung der Risiken und Strategien. Die stets aktualisierte Datenbank umfasst Bonitätsauskünfte zu 4,8 Millionen Unternehmen und damit die größte Wirtschaftsdatenbank Deutschlands. Hinzu kommen zahlreiche Daten über Zahlungserfahrungen, Bilanzen, Insolvenzen und Branchenanalysen. Das Wissen wird in erster Linie für Inkasso-Dienste eingesetzt. Zusammen mit der Erfahrung macht dies Creditreform zu einem sehr „scharf schießenden“ und effektiven Forderungseintreiber, der nicht nur deutschlandweit, sondern auch über die Grenzen hinaus vor allem europaweit tätig ist. 

Außergewöhnlich ist, dass Creditreform in Vereinsform geführt wird. Um die Dienste in Anspruch nehmen zu können und Zugang zu der Datenbank zu haben, muss man Mitglied werden. Es existieren 129 Vereine in Deutschland mit ca. 127.000 Mitgliedern und Kunden (Stand 2017)

Die Datenbank

Creditreform als Auskunftei

Eine Auskunftei sammelt Daten über Verbraucher und Unternehmer, mit Hilfe welcher Analysen und Wahrscheinlichkeitsberechnungen hinsichtlich eines Zahlungsausfalls und der Bonität vorgenommen werden können. Damit sind sie ein machtvolles Instrument für das Forderungsmanagement und zur Sicherung der Liquidität. Die Prüfung der Kreditwürdigkeit ist dementsprechend wichtig für die Kreditvergabe und eine funktionierende, gesunde Volkswirtschaft.

Als Teil der Creditreform Gruppe ist „Creditreform Boniversum GmbH“ eine der größten Auskunfteien Deutschlands. Die Datenbank umfasst Informationen zu schätzungsweise 55 Millionen Bürgern. Die Daten werden öffentlichen Quellen, Meldungen, Erfahrungswerten aus dem Inkassogeschäft und Angaben der Partner und Mitglieder entnommen. In der Hinsicht gibt es starke Parallelen zur Schufa. 

Wirtschaftsinformationen

Wie bereits erwähnt, sind entscheidend für den Erfolg von Creditreform bei der Forderungseintreibung der Bonitätsindex und diverse Analysen. Insgesamt soll so die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens oder einer Privatperson möglichst genau vorausgesagt werden. Ebenso kann die Ausfallwahrscheinlichkeit bestimmt werden. Die Prognosen wurden dank der gesammelten Informationen und Erfahrungen immer präziser.

Die Bonität spiegelt die persönliche Kreditwürdigkeit wieder. Kreditfähigkeit steht für die Fähigkeit und Absicht des fraglichen Unternehmens oder Konsumenten zur Begleichung von Schulden. Es wird auf Basis von Erfahrungen und Angaben des Gläubigers bewertet, wie wahrscheinlich es ist, dass Zahlungsverpflichtungen vollständig und fristgerecht bedient werden können. 

Der sogenannte Score, oder auch Bonitätsindex, kommt durch eine statistische Analyse zustande. Anhand mathematischer Verfahren wird ein Zahlenwert errechnet. Dafür werden diverse Informationen benötigt. Zu den Kriterien zählen: Umsatz, Zahlungsweise, Entwicklung, Auftragslage, Bilanzen, Rechtsform, Branche, Alter, Mitarbeiterzahl, Kapital, Insolvenzen und Krediturteil eines Unternehmens. Risikofaktoren fließen ebenso in die Beurteilung ein. Diese Bonitätsaussagen gelten laut BGH als zulässige Meinungsäußerungen, sofern die zugrunde liegenden Daten korrekt sind (BGH, Urteil vom 22.02.2011, Az. VI ZR 120/10).

Inkasso

Inkassounternehmen übernehmen für ihre Kunden*innen die Einziehung von Forderungen und damit die Rolle eines gewerblichen Geldeintreibers. Der Gläubiger lagert die Einforderung von Zahlungen aus Kapazitätsgründen oder wegen mangelnder Expertise aus, wenn Forderungen überfällig sind oder angemahnt wurden. Es gibt zwei verschiedene Wege, Inkasso-Büros einzuschalten: entweder im Wege einer Bevollmächtigung oder einer Abtretung durch den Gläubiger. 

Im Falle einer Bevollmächtigung erhält Creditreform lediglich eine Einzugsermächtigung als Rechtsdienstleister, d.h. das Inkassobüro kann die fremden Rechte des Gläubigers geltend machen. Creditreform verdient in dem Fall Geld mit den vereinbarten Inkassokosten.

Wird die Forderung abgetreten, wird Creditreform vollgültiger Forderungsinhaber  und kann die Forderung unmittelbar im eigenen Namen geltend machen und gerichtlich einklagen. In dem Fall handelt das Inkassounternehmen für Rechnung und auf Risiko des Gläubigers. Die Verzugskosten, also etwa Gerichtskosten, Auslagen und Zinsen, können auf den Schuldner abgewälzt werden. Andererseits bleibt der Gläubiger bei Erfolgslosigkeit der Inkassomaßnahmen auf den Inkassogebühren und sonstigen Kosten sitzen.

Der Gläubiger kann die Forderung auch durch Abschluss eines Kaufvertrages verkaufen. Der Vorteil des Rechtsverkaufs liegt für das Gläubigerunternehmen darin, dass es durch vollständige und endgültige Aufgabe der Forderung(en) den Beitreibungsaufwand und das Ausfallrisiko los wird. Creditreform trägt nun rechtlich und wirtschaftlich das Bonitätsrisiko. Der Vorteil für das Inkassounternehmen hingegen besteht in dem geringen Preis, der häufig einen Bruchteil des Forderungswertes ausmacht. Der Gewinn im Falle einer erfolgreichen Eintreibung wird durch Inkassokosten zusätzlich erhöht. 

Falls ein hohes Forderungsvolumen vorhanden ist, wird als weitere Option das Factoring angeboten. Dabei werden alle offenen, auch zukünftigen Forderungen an den Factor, in dem Fall Creditreform, verkauft. Der Factor zahlt sofort 80-90% der Forderungssumme an das Gläubigerunternehmen aus. Der Rest wird als Sicherheitseinlage behalten. Dadurch werden Liquidität, Stabilität und Handlungsfreiheit des Unternehmens sicher gestellt. Creditreform zieht Factoringgebühren ab. Hinsichtlich des Factoring ist zwischen zwei Formen zu unterscheiden: Beim echten Factoring wird neben den Forderungen auch das Ausfallrisiko übertragen. Beim unechten Factoring verbleibt das Risiko des Forderungsausfalls beim Kreditor bzw. dem Gläubiger. Bedingung ist jedoch, dass die Forderungen tatsächlich bestehen.

Inkassounternehmen Creditreform

Seriosität und Vorgehensweise

Die Creditreform Gruppe ist Mitglied des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDUI). Dieser vertritt zum einen die Interessen der Mitglieder. Andererseits stellt der Verband sicher, dass die berufsrechtlichen Pflichten gewissenhaft und ordnungsgemäß beachtet werden und das Rechtsausübungsgesetz eingehalten wird. Bei Missachtung der strengen Anforderungen folgen Sanktionen. Da  die Mitgliedschaft bei dem BDUI somit gewissermaßen als Qualitätssiegel fungiert, kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass das Inkassobüro seriös agiert. 

Zudem ist Creditreform in dem Rechtsdienstleistungsregister als Inkassodienstleister gelistet, was ein weiteres schwerwiegendes Indiz für eine rechtmäßige Vorgehensweise bei Inkassotätigkeiten darstellt. Dennoch sollte ein Inkassoschreiben stets auf Rechtmäßigkeit, Höhe der Kosten und sonstige Angaben überprüft werden.

Betroffene erleben häufig, dass auf Schreiben mit Textbausteinen fast standardisiert oder teilweise nicht geantwortet wird. Jedoch setzt sich Creditreform seriöser mit dem Anliegen auseinander, wenn der Sachverhalt detaillierter und fundierter dargestellt oder ein Anwalt eingeschaltet wird. 

Vorgehensweise als Inkassodienstleister

Als Inkassodienstleister bietet Creditreform unterschiedlich ausgeprägte Formen des Inkasso-Dienstes an: Außergerichtliche Inkasso, gerichtliches Inkasso sowie Zwangsvollstreckung und schließlich die Titelüberwachung können durchgeführt werden, sodass unter Umständen dem Gläubigerunternehmen sämtliche „Arbeit“ abgenommen wird. 

Normalerweise werden die meisten Aufträge außergerichtlich durchgeführt. Hierbei kommen insbesondere die Datenbanken zum Einsatz. Zu dem nächsten Schritte, dem gerichtlichen Mahnverfahren, kommt es nur, wenn das außergerichtliche Mahnverfahren nicht erfolgreich war und die Erfolgsaussichten einer Titulierung und anschließenden Zwangsvollstreckung vielversprechend erscheinen. Bei Vermögenslosigkeit des Schuldners und damit einhergehend Pfandlosigkeit kann Creditreform die Überwachung über den 30 Jahre gültigen Titel übernehmen. Dank der  gesammelten Daten ist diese Titelüberwachung gleichbedeutend mit einem kompletten wirtschaftlichen Monitoring.  

Creditreform als Auskunftei

Grundsätzlich ist Creditreform Boniversum an der Eintragung sachgemäßer Daten interessiert. Denn die Partner und Mitglieder verlassen sich auf die Korrektheit der Informationen. Falsche Eintragungen und Fehler sind in der Regel auf falsche Angaben der Gläubiger zurückzuführen.

Durch die Möglichkeit der Selbstauskunft können betroffene Privatpersonen und Unternehmen Einsicht in die Daten nehmen. Die Wirtschaftsauskunft und Bonitätsbeurteilung können von großer Bedeutung für die geschäftlichen Kontakte und Freiheiten sein. Bei negativem Bonitätsindex könnte möglicherweise ein Kredit verweigert werden. Erfahrungsgemäß gibt es hinsichtlich derartiger Auskünfte keine Probleme mit Creditreform Boniversum.

Im Wege der Selbstauskunft stellen Sie möglicherweise fest, dass falsche oder veraltete Einträge vorhanden sind. Man kann beantragen, dass diese Daten gelöscht werden. Allerdings tendiert Creditreform Boniversum dazu, sich auf die Seite des Gläubigers zu stellen, welcher immerhin Vertragspartner der Creditreform-Gruppe ist. 

Datenschutz

Die Auskunftei „Creditreform Boniversum“ ist den strengen Regeln der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) unterworfen. Danach dürfen Daten erhoben, gespeichert und an Dritte weiter gegeben werden. Allerdings gibt es gewisse Einschränkungen hinsichtlich der Verarbeitung, Speicherung und Veröffentlichung. Das Unternehmen ist verantwortlich für rechtswidrig gespeicherte und verarbeitete Daten, zur Korrektur falscher Daten verpflichtet und muss sich an gewisse Löschfristen halten. Zudem muss das Recht auf Selbstauskunft gem. Art. 15 DSGVO gewährleistet werden.

Fazit: Das Inkassounternehmen Creditreform 

Die Creditreform-Gruppe zählt insgesamt zu den serösen Inkassounternehmen. Das Know-How dank der riesigen Datenbank und die Erfahrung machen das Unternehmen in der Branche zu einem effizienten und mächtigen Forderungseintreiber. Konfliktpotential besteht in den Eintragungen in der Auskunftei und in Auseinandersetzungen bezüglich Inkassoforderungen.

Falls Sie ein Inkassoschreiben erhalten haben und Zweifel hinsichtlich der ursprünglichen Forderung oder der Rechtmäßigkeit der Inkassoforderung haben, empfehlen wie Ihnen, sich bei unserem Produkt „Inkassoforderung abwehren“ zu informieren. 

Bildnachweis: © pexels.com - rawpixel.com

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