Liebe Leserinnen und Leser,
ich beschäftige mich seit Ende 2010 intensiv mit alternativen Finanzierungsformen für Unternehmen, egal ob es sich um Startups oder bestehende Unternehmen des deutschen Mittelstandes handelt. Mein aktuelles Forschungsprojekt erörtert die Chancen und Risiken des "Crowdfinance" (bekannt auch unter den Begriffen Crowdfunding oder Crowdinvesting). Eine umfangreiche Umfrage bei interessierten potenziellen Anlegern und Unternehmen, die sich mittel Crowdfinance finanzieren würden, hat sehr interessante Erkenntnisse und statistische Ergebnisse gebracht. Am Ende wird diese moderne internetbasierte Finanzierungsform bzw. Kapitalanlageform mehr nur mehr "salonfähig" und hat das Zeug, den herkömmlichen Banken den Rang abzulaufen. Sicherlich wird dies noch einige Jahre dauern. Gewiss ist bereits heute, dass sich die mündigen BÜRGER immer mehr selbst KÜMMERN und sich von typischen institutionalisierten Strukturen "mit Fug und Recht" abwenden. Die NEUE Generation ist geprägt von Selbstbestimmung und dem Willen, Dinge heute schon zu ändern, die andere nie ändern werden. Dort, wo diese Generation bereits heute ist, werden andere nie hinkommen. Die NEUE Generation ist geprägt von zunehmender Technisierung, zunehmender Liberalisierung und dem Willen, tiefgreifende Veränderungsprozesse anzustoßen und nachhaltig zu verfolgen. Mit der NEUEN Generation meine ich nicht nur Menschen, die sich offen und interessiert Crowdfinance fördern wollen, sondern auch Unternehmerinnen und Unternehmer, die schnell und adaptionsfähig sind, sich mittels Crowdfinance finanzieren zu lassen. Evan Green sagt hierzu: "In today’s rapidly changing digital environment, Darwinism is alive and well. What’s the Future of Business doesn't just explore trends and theories; it introduces a dynamic, actionable path to transformation."
Unternehmen, die Ihre Unternehmenskultur nicht der digitalen Neuen Welt anpassen und weitermachen, wie bisher, werden wohl auf lange Sicht vom Markt verschwinden. Social Media Consumers werden zu Social Media Crowdinvestors und machen es möglich, dass Unternehmen, die sich richtig ausgerichtet haben und gute, ja sehr gute Ideen haben, finanziell unterstützt werden, rasend schnell. Wichtig dabei ist, dass die Crowdinvestoren emotional getrieben sind, helfen zu wollen, wobei natürlich auch kommerzielle Interessen vorherrschen und wichtig sind. gegenwärtig ist die Crowdfinance Szene noch nicht soweit, dass man sagen könnte, alles ist professionell ausgerichtet, insbesondere was die Plattformen anbelangt. Hier gibt es noch genügend Optimierungspotenzial, nicht zuletzt auch, um die Kosten für die kapitalsuchenden Unternehmen in einem vernünftigen Rahmen abbilden zu können. Das geht wiederum nur, wenn man weitestgehend Standards einführt, mit denen die Finanzierungsprojekte abgebildet werden und das DEAL FLOW Management so schlank wie möglich gehalten wird. Auch sollte man bei den Projekten nicht einseitig auf die Finanzierung von Startups setzen. Diese sind statistisch bewiesen grundsätzlich hochriskante Investments, einerseits wegen der Unerfahrenheit der Existenzgründer, andererseits aber auch wegen der Ungewissheit des Markteintritts. Würde man neben Startups auch bestehende Unternehmen finanzieren, würde sich das Risiko glätten. Leider haben die Plattformen noch keine Portfoliostrategie entwickelt, die so etwas möglich macht. Zudem erschweren die Regularien der Finanzaufsicht, flexible Modelle umzusetzen. Aber das kann ja noch kommen. Leider sind die Deutschen Bürokraten wieder mal langsamer, als die Nachbarn aus England oder Österreich. Dort ist man mit dem Crowdfinance schon einen Schritt weiter. Ich denke auch, dass es Sinn macht, um die tausenden Kleinanleger zu schützen, eine Art "Crowdfinance Compliance" zu entwickeln, die die Rahmenbedingungen für diese Art der Internetfinanzierung setzt und der sich seriöse Plattformen nicht nur moralisch verpflichten.
Ich habe Ihnen einen aktuellen Artikel aus der Zeitschrift Steuerconsultant beigefügt, der sich mit dem Thema Crowdfinance beschäftigt.
Indessen sehe ich einen wichtigen Hebel zur Förderung der Professionalität des CROWDFINACE darin, dass die kapitalsuchenden Unternehmen sich von kompetenten Steuerberaterinnen und Steuerberatern coachen lassen, um die FITNESS für CROWDFINACE erreichen zu können. Gerade die teilweise langjährige Beziehung zwischen Beratern und Mandant und die fachliche Kompetenz ermöglichen es, zielgerichtet das Geschäftsmodell im Zusammenspiel zwischen Unternehmer und Berater abzubilden und mittels verwendeter Standards hoch effizient werden zu lassen. Steuerkanzleien sind auch in der Lage, für Startups die nötige Beratungskompetenz vorzuhalten. Ich setze hier aber meinen Fokus auf Steuerkanzleien, die selbst einen Reformprozess der Modernisierung hinter sich haben und neu ausgerichtet wurden. Steuerkanzleien, die nicht digital denken und arbeiten, werden nach und nach schwächer. Solange es noch den Berufsstand der Steuerberater gibt, ist das Geschäft einer Steuerkanzlei vielleicht bequem und sicher, aber irgendwann einmal wird es auch hier unter dem Druck der Harmonisierung innerhalb der EU zu weitreichenden Liberalisierungen kommen (wie sie im Übrigen schon in AUT erkennbar sind). „Steuerberatervergütungsverordnung & Co.“ Sind dann womöglich „Schnee von gestern“ und die Berufsträger müssen sich alleinig den Gesetzen des Wettbewerbs stellen.
Beste Grüße
Rainer Schenk