Gerne erkläre ich Crowdfunding.

Danach wird es Ihnen klarer, warum auf www.yourxpert.de und auf www.fragmutti.de

das Posting stattfindet. Es geht in diesem Fall um Hilfe für Unternehmen, die durch die Flutkatastrophe geschädigt wurden.

Es ist notwendig, Crowdfunding zu erklären, damit die Bürger, die helfen wollen, wissen, worum es hier geht.

Crowdfunding setzt sich aus den beiden Begriffen Crowd (=Schwarm) und Funding (= Finanzierung) zusammen, also SCHWARMFINANZIERUNG.

Die Wurzeln des Crowdfunding sind in den USA zu finden, wobei es dort erst in 2012 so richtig bekannt wurde.

Mittlerweile ist in den USA Crowdinvesting oder Crowdfunding (für Unternehmensfinanzierungen) zur neuen Finanzierungskultur geworden. Obama selbts hat letztes Jahr durch den JOBSACT dafür gesorgt, dass diese moderne Internetbewegung in einem vernünftigen aber sehr liberalen Rahmen gesetzlich geregelt wird. Die Deutschen (Politik) sind wieder einmal langsamer als andere Länder und das ist auch wieder typisch für unseren überregulierten Staat.

Ursprünglich war diese Internetbewegung, also das typische Crowdfunding in der Szene der Künstler und Musikbranche "zu Hause". Dort wurden mittels Internetaufrufen über die User mit kleinen finanziellen Beiträgen spezielle kulturelle und/oder künstlerische Projekte und Events finanziert, weil die Künstler und Kreativen nicht genug eigenes Geld hatten, ihre Ziele zu erreichen bzw. finanziell umzusetzen. Alles fand auf einem nicht kommerziellen Niveau statt. Die Menschen wollten nur helfen und wenn sie von der Idee überzeugt waren, haben sie auch geholfen. Viele Tausende von Menschen haben kleinste Beträge "geschenkt" und in der Summe kamen dann aber große Beträge je Projekt zusammen.

Es gab und gibt dann die Möglichkeit, dass die "Spender", die man auch als die CROWD, den Schwarm bezeichnet, als Unterstützer in Labeln, im Vorspann eines Filmes genannt wurden/werden, oder dass man eine Musik CD etc. zur einem Vorzugspreis erwerben konnte/kann.

Blickt man sehr weit in die Vergangenheit, dann findet man eigentlich schon Crowdfunding weit vor der modernen Zeit des Internets. In New York haben damals, 1885, die Bürger der Stadt den Sockel der Freiheitsstatue nach einem Aufruf des Bürgermeisters von New York über die "Zeitung" finanziert. Die Stadt hatte kein Geld, die von den Franzosen geschenkte Statue musste ja auf einem Fundament stehen. Das ist die ganz alte Historie zum Thema Crowdfunding.

Nachdem in den USA in 2011 und vorher schon zahlreiche Projekte mittels Crowdfunding finanziert werden konnten, hat man dort begonnen, dieses Phänomen auch zur Finanzierung junger Unternehmen bzw. Startups, einzusetzen. Auch wieder mit Erfolg. Hintergrund: Nicht zuletzt wegen der beiden Finanzkrisen in 2007 und 2009 und dem Versagen des konventionellen Finanzsektors wurde es für Unternehmen immer schwieriger, deren Vorhaben von Banken finanziert zu bekommen. Dadurch wurden bis heute sehr viele Innovationen nicht realisiert. Die größten technischen Erfindungen fanden und finden übrigens nicht in den Großkonzernen statt, sondern in Garagen und bei Startups.

Einige Ideen konnten jedoch unter Nutzung des Internets als Finanzierungsplattform bis heute umgesetzt werden. Das berühmteste Beispiel ist hier die Finanzierung der Pebble Smartwatch. Dort kamen über die Crowdfunding Plattform im Jahr 2012 über 10 Mio. Euro innerhalb weniger Tage zusammen, ein Betrag, der jenseits der Summe liegt, die ursprünglich von den jungen Unternehmern eigentlich eingeworben werden sollte. Damit war der Urknall des Crowdinvesting geschaffen.

Beim Crowdinvesting (die Begriffe sind alle nicht wissenschaftlich belegt, weil sich die Wissenschaft auch noch nicht wirklich tief damit beschäftigt hat) handelt es sich im Gegensatz zur künstlerischen Dimension um echte Beteiligungen der Internetbürger an Unternehmen (quasi wie eine Volksaktie!). Die Leute, die investieren (Beträge sind auch in sehr kleinem Rahmen möglich, z.B. 50 Euro etc), werden über rechtlich saubere Verträge an dem Unternehmen beteiligt und erhalten hierfür auch Zinsen bzw. gewinnabhängige Vergütungen. In einigen Fällen können die Crowdinvestoren auch am Unternehmenswert beteiligt sein. Das alles hier jetzt zu vertiefen, führt zu weit, weil es rechtlich sehr komplex ist. Dass man sich an Unternehmen beteiligt ist an sich nichts Neues und insofern wird hier nicht das Rad neu erfunden. Neu ist aber, dass man als mündiger und interessierter Bürger die Möglichkeit hat, jenseits des verrufenen Investmentbankings und der institutionellen Anlegerstrukturen, direkt sein Investment als Kleinanleger selbst bestimmen kann. In Deutschland gibt es aktuell ca. 10 namhafte sogenannte Crowdinvesting Online Plattformen, über die Crowdinvesting "organisiert" wird, sodass sowohl die Unternehmen, die Geld suchen, also auch die Crowdinvestoren, hinsichtlich der Informationsbeschaffung bzw. Informationsbereitstellung nach gewissen Standards "betreut" werden. Seedmatch, Companisto, Berfürst, sind Beispiele deutscher Plattformen, um nur einige zu nennen. Natürlich gibt es hier Unterschiede und das Niveau dieser Plattformen wird sich noch weiter verbessern. Seit es in Deutschland Crowdinvesting gibt, hat es noch keinen Fall gegeben, bei dem ein Projekt gescheitert ist. Auch das spricht für sich, da gerade bei Startups, also Unternehmensneugründungen die "Durchfallquote" sehr hoch ist.

Am Ende geht es immer darum, dass man gute unternehmerische Ideen junger innovativer Menschen finanzieren möchte, weil die typischen Banken in Deutschland (Stichwort Kreditklemme) bei der Finanzierung von Startups sehr zurückhaltend sind (auch wenn die Banken nach außen hin etwas anderes propagieren).

Das wird sich noch verstärken. Warten wir die kommende Wirtschaftskrise in Deutschland ab, deren Tore sich schon leicht geöffnet haben. Unser aktueller wirtschaftlicher Erfolg in Deutschland hat eine sehr kurze Halbwertszeit.

Die Banken investieren ihr Geld, das ihnen ja eigentlich von dem Sparer zur Verfügung gestellt wird, eher in anderen Bereichen, als in kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Schaut man über den Tellerrand nach Spanien, so sieht man dort das Ergebnis. Unsere Angela Merkel hat sogar Millionenpakte an Euros nach Spanien versendet, damit mit diesem Geld Unternehmen dort geholfen wird, die von den Banken kein Geld bekommen.

Wichtig ist aber bei allem, dass es beim Crowdinvesting nicht um die Finanzierung von schlechten Unternehmen geht, sondern um solche Unternehmen, die wegen ihrer Performance auch finanzierungswürdig sind.

Alles andere wäre grober Unfug.

In Deutschland wurden in den letzten 15 Monaten über 50 Unternehmen mittels Crowdinvesting finanziert. Die Gelder hierfür wurden teilweise innerhalb weniger Stunden und Tage im Internet über die neutralen Crowdinvesting Plattformen eingeworben. Das gesamte Volumen ist im Vegrleich zu dem Potenzial für die Zukunft verschwindend gering. Daher ist es auch verständlich, dass die Wahrnehmung des Crowdfunding hierzulande noch sehr schwach ist, auch bei den Unternehmen.

Nun zum Schluss noch etwas über den Begriff Schwarm: Man vergleicht beim Crowdfunding/Crowdinvesting die Internetuser und potenziellen Crowdinvestoren, mit der Tierwelt (Fischschwärme, Ameisen etc.) und setzt auf die kollektive Intelligenz des Schwarms bzw. der Massen. Das ist bitte nicht negativ zu werten!! Erst durch die Informations- und Kommunikationstechnologie ist es möglich, dass man sich hocheffektiv als Einzelner mit sehr vielen Gleichgesinnten zusammentun kann, über ein Thema diskutiert, der kleinste gemeinsame Nenner dieses Austausches dann durch die sozialen Netze verbreitet wird und sich anschließend eine notwendie Anzahl von Crowdinvestoren findet, die gemeinsam ein Projekt und dann generell bankenunabhängig finanzieren. Das Ganze funktioniert nachhaltig nur, wenn die Crowdinvesting Plattformen hochprofessionell organisiert sind, auch um den Kleinanleger zu schützen und um zu vermeiden, dass man in ein paar Jahren eine platzende Blase wie auf dem damaligen "neuen Markt" erhält.

Daran (professionelle Organisationsstrukturen) arbeite ich persönlich mit einigen Experten aus der E Commerce Branche und aus der Wissenschaft, jedoch weitestgehend in anderen europäischen Ländern und in Asien. Crowdfuning ist keine Populärwissenschaft, sondern ein hochkomplexes Phänomen mit revolutionärem Charakter. Bedenken Sie, dass auch die Globalisierungsbewegung der letzten 20 Jahre nur durch das Internet und die IT möglich war.

Führt man den Gedanken fort, so kann man annehmen, dass es möglich sein wird, durch Weiterentwicklung und Optimierung des Crowdinvesting generell kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland  finanzieren zu können, mit dem Ziel der Bankenunabhängigkeit (bankless entrepreneurship).

Crowdinvesting kann man aber auch im kommunalen Bereich einsetzen und anwenden. Ich habe schon vor zwei Jahren die Vision aufgezeigt, dass sich wegen knapper Kassen in Komunen die Bürger selbst helfen werden und z.B. gemeinsame Heizwerke bzw. Fernwärmeanlagen, aber auch Kindergärten u.a. schaffen zu können. In einigen Gemeinden sind solche kommunalen Crowdinvesting Projekte bereits mit Erfolg umgesetzt worden.

Es sollte doch dann ein gutes Gefühl entstehen, wenn man merkt, wie autonom doch der Bürger seine Entscheidungen treffen kann, um zu helfen und um zu finanzieren und das mit Hilfe des Internets. Wir sprechen hier um die positive Macht des Internets und die Selbstbestimmungskraft des Volkes.

Insofern hat das alles rein gar nichts mit Werbung zu tun, wenn es um den Röslerbrief geht. Ganz im Gegenteil, soll über die sozialen Netzwerke (da gehören auch fragmutti dazu oder yourxpert dazu), die Bevölkerung inspiriert und motiviert werden, etwas KONKRETES zu tun.

Das Ergebnis ist dann effektives Helfen.

Sollten sich die Politiker zu fein sein, diese Inspiration anzunehmen, dann können wir das für dieses Mal auch nicht ändern. Aber ich bin davon überzeugt, wenn Crowdinvesting sich weiter dynamsich entwickeln wird (es steckt ja noch in den Kinderschuhen), wird Crowdinvesting in ähnlich gelagerten Fällen zukünftig Gehör finden, auch bei den Politikern.

Das aber nur, wenn wir als mündiger Bürger dafür sorgen und entsprechechenden Druck auf die Politik in Deutschland ausüben. In unseren Nachbarländern Österreich und England entwickelt sich das Crowdfunding Phänomen nach meiner Einschätzung mit erhöhter Geschwindigkeit im Vergleich zu Deutschland.

Es besteht in Deutschland die Gefahr, dass die Bankenlobby, vor allem die Investmentbankerlandschaft, es über deren Einfluss auf die Politik verhindert, dass sich Crowdinvesting hierzulande weiter entwickelt. Das wäre natürlich bedauerlich. Insofern ist es wichtig, dass die Kraft des Internets dafür sorgt, immer wieder diese Chance der finanziellen Selbstbestimmung eines Volkes zu puschen.

Ich hoffe, dass ich auch aufgrund des Wunsches eines Kommentars zur allgemeinen Erklärung des Begriffs Crowdfunding beitragen konnte. es ist ein spannendes Thema und hat durchaus die Berechtigung für Widersprüche und Diskussionen

Ich bitte um die Länge meiner Erklärung um Verständnis, aber mit weniger wäre nichts klarer geworden.

Danke.

Rainer Schenk